Achtundzwanzigeinhalb Wuensche by Denise Grover Swank

Autor:Denise Grover Swank [Swank, Denise Grover]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2014-10-06T22:00:00+00:00

Kapitel 14

Ich beugte mich über das Foto. Die Handschrift war definitiv Daddys charakteristisches Gekrakel.

Ich nahm es Violet aus der Hand und drehte es mit zitternden Fingern um, um das glückliche Gesicht der Frau zu studieren, das Gesicht meiner Mutter. In diesem Moment hörte die Erde auf, sich zu drehen, und die Schwerkraft verschwand. Die Puzzleteile meines Lebens passten nicht länger in ein perfektes Bild, wenn auch ein unglückliches, aber eins wusste ich: Mein gesamtes Leben war eine Lüge gewesen.

Während Violet Tante Bessie anrief, blieb mein Blick auf Doras Gesicht geheftet, als ob ich versuchen wollte, sie aus dem Foto zu holen, damit sie mir alles erzählte. Stattdessen saß sie in der Zeit gefangen auf einem weiß und blau karierten Sofa, mit mir als Winzling auf dem Schoß. Wen lächelte sie an? Daddy?

»Tante Bessie sagt ihren Kunden für den Nachmittag ab und kommt gleich her, aber sie muss erst schnell noch was erledigen. Es dauert vermutlich noch etwa anderthalb Stunden, bis sie hier ist.«

Plötzlich fiel mir Muffy wieder ein. Scheibenkleider. Zweites Versagen als verantwortlicher Hundebesitzer.

»Ich muss nach Hause.« Ich stand auf und nahm meine Handtasche.

»Was?« Violet blieb der Mund offen stehen. Ich fragte mich, ob sie vielleicht Bluthochdruck bekam von all den Überraschungen, die ich ihr während der vergangenen Woche zugemutet hatte.

»Ich komme wieder, versprochen. Aber mir ist gerade Muffy eingefallen.«

»Wer ist Muffy?«

»Mein Hund. Ich hab ihn den ganzen Tag allein gelassen, und er muss bestimmt dringend raus.« Über den voraussichtlichen Zustand meines Badezimmers wollte ich lieber nicht nachdenken.

»Dein Hund?« Violet machte ein paar Schritte rückwärts. Mit dieser Mitteilung hatte ich sie offensichtlich umgehauen.

»Ich erklär’s dir später. Ich muss los.«

Ich rannte nach draußen und war kurzzeitig vom Cabrio in der Einfahrt überrascht. Dann erinnerte ich mich wieder, und plötzlich kam mir alles so oberflächlich vor. Ich fuhr nach Hause, mit offenem Verdeck, aber die Freude am Cabrio war mir vergangen. Es war ein materielles Stück, das keine Bedeutung für mein Leben hatte.

Ich fand Muffy im Bad, auf den kalten Fliesen, den Kopf auf die Pfoten gelegt. Die Hündin sah so traurig aus, wie ich mich fühlte. Wir waren schon ein schönes Paar, wir beiden. Kann man der Seelenverwandte eines Hundes sein?, fragte ich mich, während ich ihr die neue Leine umlegte. Hätte ich sie bloß schon früher gefunden. Aber noch vor ein paar Wochen wäre mir nicht mal in den Sinn gekommen, nach ihr zu suchen.

Ich sah zu, wie sie am Gras schnüffelte und sich im Garten erleichterte. Sie wirkte weniger schüchtern, und ich fragte mich, ob sie vielleicht nächste Woche schon wild herumhüpfen würde. Dann fiel mir ein, dass ich nächste Woche nicht mehr da sein würde. Was würde dann aus Muffy werden?

Tränen brannten mir in den Augen. Von wegen Glückstag.

Ich begann, über die Absurdität des Ganzen zu lachen, und plötzlich spürte ich Joes Gegenwart. Vor lauter Lachen und Weinen hatte ich ihn nicht kommen hören. Ich drehte mich zu ihm um. Er stand an der Hausecke und beobachtete mich mit düsterem Blick. Dann kam er wie in Zeitlupe auf mich zu, und eine Million Gedanken schossen mir durch den Kopf.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.